Ich möchte aus Sicht einer betroffenen Mutter beschreiben, wie wir ABA erleben:

Unser Sohn hat eine autistische Störung, die naturgemäß sein und unser Leben sehr beeinträchtigt. Da er Schwierigkeiten hat, sich sprachlich oder sonst wie mitzuteilen, wird er oft nicht verstanden. Wegen der Einschränkung seiner Interessen ist es sehr schwer, ihn in die Familie, die Schule oder gar in eine Freizeitbeschäftigung einzugliedern.

Wir haben uns jahrelang bemüht, eine geeignete Fördermethode für ihn zu finden, haben wie die meisten Eltern die „Heilige Dreifaltigkeit“ von Ergo-, Logo- und Physiotherapie angewandt. Unser Sohn besuchte einen Förderkindergarten, später eine Förderschule, es gab Unterstützung vom Frühförderzentrum und der Kommunikationsstelle – alles ohne den geringsten Effekt. Das Problem ist, dass unser Sohn als Autist nichts von alleine lernt, man muss ihm alles erst mal schmackhaft machen und es ihm dann ganz schrittchenweise beibringen. Genau das macht ABA: Es geht immer darum, die Motivation des Kindes zu wecken, etwas zu tun oder zu lernen, von dem wir wissen, dass es ihn weiterbringen wird.

Ein Beispiel: Als wir mit ABA angefangen haben, hat er mit seinen 9 Jahren noch überhaupt kein Interesse an der Sauberkeit gezeigt. Wir haben dann mit dem Toilettentraining angefangen, indem wir alle Dinge, die er gerne gemacht hat, auf die Toilette verlagert haben. Sowie er sich draufsetzte, haben wir alles gemacht, damit er nur Spaß hat. Hat er dann sein Geschäft gemacht, haben wir jedes Mal eine Jubelparty geschmissen. Und siehe da, er kam zu dem Schluss, dass die Toilette der lustigste Ort auf der Welt ist und in Klo machen etwas ganz Tolles ist.  Nach 6 Wochen intensivem Training konnte er auf die Windel verzichten – naja, meistens.

Genau so verläuft auch jede andere Therapiestunde mit den ABA-Therapeutinnen: Es wird ganz viel gemacht, was unser Sohn toll findet und zwischendurch auch mal eine Aufgabe eingestreut, die er dann mit Freuden erledigt, weil er ja weiß, dass der Spaß gleich weitergeht. Unser Sohn liebt seine Therapeutinnen und die ABA-Stunde ist für ihn der Höhepunkt des Tages. Sowie eine der Damen auftaucht, zieht er sie in sein Zimmer, weil er sich freut, dass endlich mal jemand ihm seine Lieblingswörter 100 Mal aufschreibt, ihm eine Raupe malt oder eine Stelle aus einem Lied vorsingt. Das sind alles Dinge, die jeden anderen zu Tode langweilen würden. Ganz nebenbei soll er dann mal selbst etwas schreiben, ein Wort sagen oder etwas Anderes erledigen. Dabei macht er dann ganz kleine Fortschritte und lernt vieles, was er ohne Unterstützung niemals lernen würde.

Auch bei den leider weiter auftretenden Verhaltensproblemen hilft uns ABA: Wir stellen mit der Therapeutin ein Programm zusammen, bei dem das Verhalten kontinuierlich positiv unterstützt wird, das wir von ihm wollen (z. B. die Katze streicheln aber nicht würgen). Gleichzeitig gibt es eine milde negative Konsequenz, wenn er es doch tut. Wenn er die Katze doch würgt, muss er für eine Minute in sein Zimmer und bekommt nochmals gesagt, dass er das nicht machen darf. Der Fokus liegt aber bei jeder Maßnahme auf der Unterstützung eines angemessenen Verhaltens.

Für uns und unser Kind ist ABA das Beste, was wir finden konnten. Es gibt nichts, was hilfreicher ist und wir wüssten gar nicht, wie wir ohne ABA-Strategien weiterkommen könnten. Ich kann keinen Zwang und keine negativen Auswirkungen sehen. Ich sehe aber ein Kind, das etwas lernt, und Eltern die endlich eine Möglichkeit haben, ihm etwas beizubringen.

Wir setzen uns sehr dafür ein, dass ABA in Deutschland besser bekannt wird und mehr Verbreitung findet. Es ist uns sehr wichtig, dass betroffene Kinder und ihre Eltern die Hilfe bekommen, die ihnen so viel mehr Lebensqualität bringt, wie das bei uns der Fall ist.